Die letzte Versuchung (griechischer Originaltitel: Ο τελευταίος πειρασμός, O telefteos pirasmos) ist ein 1951 entstandener Roman des griechischen Schriftstellers Nikos Kazantzakis. Der Film Die letzte Versuchung Christi von Martin Scorsese aus dem Jahr 1988 basiert auf dem Roman. Der Papst setzte den Roman 1954 auf den Index der verbotenen Bücher, wodurch Kazantzakis endgültig weltbekannt wurde.
Handlung
Der Roman ist eine Transfiguration des Lebens Christi. Der Germanist Theodore Ziolkowski definiert Transfiguration so, dass
In dem Roman wird das Leben Jesu erzählt, wobei, ähnlich wie in der Bibel, hauptsächlich die letzten Jahre behandelt werden. Abweichend von den Inhalten der Bibel stellt Jesus in dem Roman als Zimmermann Kreuze her, welche von den Römern für die Hinrichtung jüdischer Aufständischer benutzt werden. Zu Beginn ist er nicht bereit, sich dem göttlichen Willen zu unterwerfen, die Menschheit zu erlösen. Nachdem er beschließt, dies doch zu tun, folgt kurz danach die Kreuzigung. Ab hier weicht der Roman erheblich von der biblischen Darstellung ab. Jesus hängt plötzlich nicht mehr am Kreuz, stattdessen verkündet ihm unter einem blühenden Baum ein Engel, dass Gott beschlossen habe, ihn zu retten, und er zukünftig ein normales menschliches Leben führen könne. Als er mit Maria Magdalena zusammenkommt, diese aber früh stirbt, erkennt er allerdings auch dessen Vergänglichkeit. Im weiteren Verlauf wird Jesus mehrere Jahre später von Paulus besucht, der ihm erzählt, dass seine früheren Jünger eine neue Religion gegründet haben und ihn als auferstandenen Messias verehren. Jesus ist verärgert darüber und sagt Paulus die Wahrheit. Diese interessiert Paulus jedoch nicht und er reist ab, um weiter die Menschen zu bekehren. Erst weitere Jahre später trifft Jesus als alter Mann seine Jünger wieder, die ihm – angestachelt von Judas, der unnötigerweise zum Verräter werden musste – Verrat an ihrem gemeinsamen Auftrag vorwerfen. Da wird Jesus bewusst, dass der Engel am Kreuz der Satan war und das Erlösungsversprechen die letzte Versuchung. In diesem Augenblick öffnet er die Augen und bemerkt, dass alles nur ein Traum war und er immer noch am Kreuz hängt. Trotz aller Schmerzen ist Jesus glücklich, dass er seine Mission doch noch erfüllen kann, und stirbt einen erleichterten Tod.
Entstehung
Kazantzakis schrieb schon 1942 in Ägina erstmals eine Die Memoiren Christus betitelte Frühform des Romans. Die endgültige Fassung vollendete er 1950 bis 1951 in Antibes. Der Autor selbst sah in dem Roman den mühevollen Versuch, Christus leibhaftig darzustellen, ohne die Verdunklungen, Verfälschungen und Unwichtigkeiten, „mit denen er von den Kirchen und Kuttenträgern verfälscht und entstellt wurde“. Er widmete den Roman „Marie Bonaparte, Schriftstellerin, Prinzessin Georgios von Griechenland“. Marie Bonaparte hatte sich, wie in der Biografie der Witwe von Kazantzakis zu lesen ist, für den Schriftsteller eingesetzt, als die griechisch-orthodoxe Kirche einen „Bannfluch und ein Autodafé“ über ihn vorbereitete.
Rezeption
Das Museum Nikos Kazantzakis bemerkt auf seiner Webseite, dass mit
In einer Besprechung des Films schreibt Walter Jens über das Buch:
Der Schriftsteller Stefan Jahnke schreibt in seiner Rezension:
Adaptionen
Erst 37 Jahre nach seinem Erscheinen wurde das Buch als Die letzte Versuchung Christi von Martin Scorsese verfilmt.
2003 gab es im Nationaltheater von Athen unter der Regie von Sotiris Hatzakis eine Adaption in griechischer Sprache auf der Theaterbühne. Weitere bisher nicht aufgeführte Bearbeitungen für das Theater gab es jeweils englischsprachig durch Nicholas Milich und James B. A. Conklin.
1984 wurde in einer Kirche in Milwaukee eine Transkription als Oper von Mitgliedern der Lake Opera aufgeführt.
2021 legte der Frankfurter Schriftsteller Martin Mosebach mit seinem Roman Krass eine Adaptation des Romans bzw. der Scorsese-Verfilmung vor.
Ausgaben
- Ho teleutaios peirasmos. (deutscher Alternativtitel: Die letzte Versuchung). Griechenland.
- Die letzte Versuchung. Deutsche Übersetzung von Werner Kerbs. Herbig, Berlin 1952.
- Die letzte Versuchung. 3. Auflage. Ullstein, Frankfurt am Main / Berlin 1995, ISBN 3-548-22199-8.
Literatur
- Bernhard Lang, Religion und Literatur in drei Jahrtausenden. Hundert Bücher, Paderborn: Schöningh 2019, ISBN 978-3-506-79227-3, S. 635–641.
Einzelnachweise




