Das Altpreußische Infanterieregiment No. 2 war ein Regiment zu Fuß, das seit dem 17. Jahrhundert unter verschiedenen Bezeichnungen in der brandenburgischen bzw. preußischen Armee bestand. Im Jahr 1808 erlebte die Preußische Armee nach der nahezu völligen Vernichtung ihrer Formationen im Krieg mit Frankreich eine Neuaufstellung durch Gerhard von Scharnhorst im Zuge der Preußischen Reformen. Dabei fand er das Infanterieregiment No. 2 weitgehend intakt vor und gliederte es in die neue preußische Armee ein. Es führte zunächst die Bezeichnung 1. Infanterie-Regiment (1. Ostpreußisches) und schließlich Grenadier-Regiment Kronprinz (1. Ostpreußisches) Nr. 1.
Geschichte
Das Regiment wurde laut Anordnung des Kurfürsten Friedrich Wilhelm vom 20. Dezember 1655 durch Bogislaw von Schwerin in Pommern und der Neumark errichtet und erstmals in der Schlacht bei Warschau eingesetzt. Die Quartiere des Regiments befanden sich 1657 in Ostpreußen (Rastenburg und Gerdauen). Die Einheit kämpfte für das Kurfürstentum Brandenburg im Krieg gegen die Franzosen und Schweden. Als Teil der Reichsarmee kämpfte der Verband 1697 bei Zenta und nahm als preußischer Heeresverband am Spanischen und Polnischen Erbfolgekrieg, am Ersten und Zweiten Schlesischen Krieg sowie am Siebenjährigen Krieg teil.
Nach der Teilnahme am Ersten und Vierten Koalitionskrieg, am Russlandfeldzug 1812 und den Befreiungskriegen wurde das Regiment 1849 nach Danzig und 1855 nach Königsberg in die Defensionskaserne Kronprinz (wo es verblieb) verlegt. 1866 nahm es am Krieg gegen Österreich, 1870/71 gegen Frankreich teil. Am 21. Juni 1888 verlieh Wilhelm II. im Andenken an seinen verstorbenen Vater, König Friedrich III., der seit seiner Zeit als Kronprinz Regimentschef gewesen war, dem Regiment den Namen Grenadier-Regiment „König Friedrich III.“ (1. Ostpreußisches) Nr. 1. Am 6. Mai 1900 gab Wilhelm II. dem Regiment den alten Beinamen „Kronprinz“ zurück, den es seit dem 22. April 1864 geführt hatte. Dazu schrieb er in seiner Order:
Am 6. Mai 1904 wurde Kronprinz Wilhelm von Preußen à la suite des Regiments gestellt, nachdem er sein 18. Lebensjahr vollendet hatte.
Für die Schlachten des Ersten Weltkriegs siehe die 1. Division, dem auch das Regiment zugeordnet war. Nach Kriegsende wurde das Regiment ab 4. Dezember 1918 in Königsberg demobilisiert und am 1. Juni 1919 schließlich aufgelöst.
Die Tradition führte in der Reichswehr die 9. und 12. Kompanie des 9. (Preußisches) Infanterie-Regiments fort. Mit der Bildung der Wehrmacht im März 1935 wurde die Tradition in den genannten Kompanien des nunmehr Infanterieregiment 9 genannten Verbandes weitergeführt.
Organisation
Stellung des Regiments in der Armeeorganisation 1914
- 8. Armee
- I. Armee-Korps
- 1. Division
- 2. Infanterie-Brigade in Königsberg
- Grenadier-Regiment „Kronprinz“ (1. Ostpreußisches) Nr. 1
- 2. Infanterie-Brigade in Königsberg
- 1. Division
- I. Armee-Korps
Regimentschef
Die Regimentschefs waren:
- 1655–1668: Bogislaw von Schwerin
- 1668–1696: Friedrich von Dönhoff
- 1696–1717: Otto Magnus von Dönhoff
- 1717–1743: Erhard Ernst von Röder
- 1743–1750: Samuel von Schlichting
- 1750–1768: Hans Wilhelm von Kanitz
- 1768–1783: Joachim Friedrich von Stutterheim
- 1783–1786: Heinrich Wilhelm von Anhalt
- 1786–1793: Viktor Amadeus Henckel von Donnersmarck
- 1793–1805: Wilhelm Magnus von Brünneck
- 1805–1807: Ernst von Rüchel
- 1809–1811: Generalmajor Ludwig August von Stutterheim
- 1813–1837: General der Infanterie Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz
- 1840–1841: General der Infanterie Gustav von Rauch
- 1842–1848: Generalfeldmarschall Hermann von Boyen
- 1850–1856: Marschall Paskiewitsch-Eriwanski Fürst von Warschau
- 1860–1888: Kronprinz und späterer König und Kaiser Friedrich III.
Kommandeure
Kommandeur war unter anderem:
Kapellmeister
Dirigent der Regimentskapelle war von 1895 bis 1909 Gustav Sabac el Cher.
Bildergalerie
Literatur
- Hans Bleckwenn: Die friderizianischen Uniformen: 1753–1786. Harenberg, Dortmund 1984 (= Die bibliophilen Taschenbücher Nr. 444), Lizenz des Biblio-Verlags Osnabrück als: Das altpreussische Heer. Teil 3, Band 3–5, ISBN 3-88379-444-9, Band I: Infanterie I. S. 57 ff.
- Johannes Gallandi:
- Geschichte des königlich preussischen ersten ostpreussischen Grenadier-Regiments Nr 1 Kronprinz. 1855–1869. Mittler, Berlin 1869.
- Geschichte des Grenadier-Regiments Kronprinz (1. Ostpreussischen) Nr 1. 1869–1882. Mittler, Berlin 1883.
- Geschichte des Grenadier-Regiments Kronprinz (1. Ostpreußischen) Nr 1. 1882–1900. Mittler, Berlin 1901.
- Franz von Gottberg (Hrsg.): Das Grenadier-Regiment Kronprinz (1. Ostpreußisches) Nr.1 im Weltkriege. (Erinnerungsblätter deutscher Regimenter: Truppenteile des ehemaligen preußischen Kontingents, Band 217). Zwei Bände, Kolk, Berlin 1927–1929.
- Friedrich Hopp: Das Grenadier-Regiment Kronprinz '(1. Ostpreussisches)' Nr. 1, jetzt Grenadier-Regiment König Friedrich III. '(1. Ostpreussisches)' Nr. 1 im Kriege gegen Frankreich 1870/71. Hartungsche Verlagsdr., Königsberg 1894.
- Stammliste aller Regimenter und Corps der Königlich Preußischen Armee. In: Kriegsministerium Preußen (Hrsg.): Stammlisten. Hansebooks, Norderstedt 2016, ISBN 978-3-7428-5014-0, S. 4–6 ([Google-Buchsuche ] – Reprint der 1786 bei Christian Friedrich Himburg in Berlin erschienenen Ausgabe).
- Adolph von Menzel: Die Armee Friedrichs des Großen in ihrer Uniformierung: 100 Tafeln in farbiger Faksimile-Reproduktion / gezeichn. und erl. von Adolph Menzel. Hrsg. von Franz Skarbina und Curt Jany, Reprint des gleichlautenden, wahrscheinlich 1908 bis 1912 im Verl. Oldenbourg, Berlin, erschienenen Taf.-Werks, Sonderausg. Augsburg: Weltbild 2002, ISBN 3-8289-0523-4, S. 98 f.
- Alexander Carl von der Oelsnitz: Geschichte des königlich preussischen Ersten Infanterie-Regiments seit seiner Stiftung im Jahre 1619 bis zur Gegenwart. Mittler, Berlin 1855. Digitalisat
- Alexander Bernhard Ernst von der Oelsnitz: Das Grenadier-Regiment Kronprinz ‹1. Ostpreußisches› Nr. 1 von seiner Errichtung bis zur Gegenwart. 1655–1904. Selbstverl. d. Reg., Königsberg in Preußen 1904.
- Günther Voigt: Die Garde- und die Grenadier-Regimenter 1–12 der preussischen Armee. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band 1. Biblio-Verlag, Osnabrück 1980, ISBN 3-7648-1199-4.
Weblinks
Einzelnachweise




